Hermann Ritter

⇨ „Überblick Kapitel“

1. Einführung

Meine Kenntnis der germanischen Göttersagen bestand bis vor einigen Jahren aus dem Lesen der germanischen Heldensagen, dem Besitz und des Lesens einer einzigen „Edda“-Ausgabe und dem Studium einiger Sekundärwerke über die nordische Religion.

Eigentlich dachte ich, ich könnte mit dem Studium meiner „Edda“ und ein paar Stunden Schreibarbeit diesen Vortrag verfassen. Leider erwies sich dies als völliger Irrtum. Obwohl ich bald feststellte, dass das Thema viel größer ist, als ich eingangs erwartete, habe ich meine Grundfragestellung nicht verändert: Wie zeigt sich die „Edda“, wenn man sie von außen betrachtet. „Von außen“ hieß für mich die Lektüre der „Edda“ ohne das Studium von Sekundärwerken und ohne den Verweis auf parallele Überlieferungen und andere Quellen. Ich wollte wissen, was die „Edda“ selbst zu erzählen hat, wenn man ein wenig „unbedarft“ an sie heran geht.

Da man mir freies Geleit für diesen Vortrag versprach, möchte ich eingangs noch einmal auf folgende Weisheit der „Edda“ hinweisen:

Das ist echte Freundschaft, / kann man dem andern sagen / all sein Inneres;

kein wahrer Freund ist, / wer nur Erwünschtes sagt, / am gefährlichsten Falschheit ist.1

2. Was ist die „Edda“?

Die ersten Probleme kamen schon beim Lesen meiner „Edda“-Ausgabe auf. Scheinbar war diese „Edda“-Ausgabe nicht vollständig. Also begann ich, mir auch andere Übersetzungen der „Edda“ zu besorgen – einen Häny besaß ich, also kamen Simrock, zwei Mal Genzmer, die Brüder Grimm, der zweite Häny und Jordan hinzu. Außerdem besorgte ich mir die Nacherzählung von Bringsvaerd – erstens weil ich den Autoren sehr schätze und zweitens, weil ich mir einen kompletten Überblick über den „Edda“-Mythos erhoffte.

Eine erste Durchsicht ergab weitere Probleme: Der Inhalt dieser Werke unterscheidet sich in Reihung2, Auswahl und Benennung der einzelnen Teile. Die Texte hießen völlig unterschiedlich und waren zum Teil massiv gekürzt. Außerdem stimmten die Anfänge und Enden der Texte nicht überein, so dass zum Teil verschiedene Namen in einer Übersetzung einen Text in einer anderen Übersetzung markierten. Dazu kommt, dass die gleichnamigen Teile auch nicht immer identisch und/oder gleich lang sind, was sich aber erst bei einem Inhaltsvergleich herausstellte.

⇨ „Die Edda-Teile in verschiedenen Versionen“

Einige Details hierzu.

So heißt der einleitende Text nicht nur „Völuspa“, sondern auch „Die Weissagung der Seherin“, „Der Seherin Weissagung“ und „Der Seherin Gesicht“, und er hat zwischen 57 und 66 Absätzen.

Das „Havamal“, auch „Des Hohen Lied“ genannt, schwankt zwischen 155 und 165 Absätzen.

Dass die „Zankreden Lokis“ auch „Oegisdrecka“ oder „Aegisdrecka“ beziehungsweise „Lokasenna“ heißen können, erfährt man erst dadurch, dass man die Texte miteinander vergleicht.

Die Brüder Grimm haben Verse in Fließtext verwandelt, von daher fallen sie bei einem Längenvergleich raus. Aber warum hat die „Helgakvida Hundingsbana fyrri“, die unter dem charmanten Namen „Das Erste Lied von Helgi, dem Töter Hundings“ bekannt sein dürfte, in den anderen drei Übersetzungen einmal 46 Absätze, einmal 55 und einmal 56?

Warum heißt „Die Weissagung Gripirs“ auch „Das erste Sigurd-Lied“?

Warum heißt das „Fragment des Sigurd-Liedes“ auch „Bruchstück eines Brynhildenliedes“?

Warum verwendet nur eine Version den geschmeidigen Titel „Atlamal in groenlenzku“ für „Das grönländische Atli-Lied“?

Kann sich jemand merken, dass „Das Mühlenlied“ auch „Das Grottenlied“ heißt? Oder aber „Menja und Fenja“?

Und der Teil, der in meiner Auflistung „Anhang/Sonstiges“ heißt, umfasst eine Menge wirklich eigenartiger Dinge. Neben „Balders Träumen“ (welcher immerhin in 3 der 4 Übersetzungen auftaucht) gibt es eine Menge Texte, die nur einer oder zwei Übersetzer für würdig befanden, in die „Edda“-Ausgabe aufgenommen zu werden. So „Das Bjarkilied“, „Gunnars Harfenschlag“, „Das Walkürenlied“, „Die Geizhalsstrophen“, „Der Urfehdebann“ oder „Das Innsteinlied“.

Die zu klärende Frage war jetzt endlich festzustellen, was die „Edda“ eigentlich ist. Das, was wir „Edda“ nennen, besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen, „Prosa-“ und „Lieder-Edda“ genannt. Die „Prosa-Edda“ stammt von Snorri Sturluson (1179-1241). Diese wird auch „Snorri-Edda“/„Snorra-Edda“ und „jüngere Edda“ genannt.

Der Name „Edda“ käme eigentlich (...) nur der „Prosa-Edda“ (...), zu denn in einer der Handschriften seines Werkes steht geschrieben. „Dieses Buch heißt Edda“.3

1643 wurde eine Liederhandschrift („Codex Regius“4 genannt) entdeckt, die „Lieder-Edda“ genannt wurde.5 Im Vergleich zu Snorris „Edda“ heißt sie auch „ältere Edda“. Auch der Name „Sämund-Edda“ oder „Sämundar Edda“ (angeblich der Verfasser) bürgerte sich ein. Im „Codex Regius“ fehlen acht Blätter, diese Lücke wurde später z.T. anhand von anderen Überlieferungen gefüllt. So fehlen z.B. die erste Hälfte von „Das Alte Sigurdlied“ und der Schluss von „Die Erweckung der Walküre“. „Gripirs Weissagung“ benutzt Stücke aus der Edda-Lücke, die so gefüllt werden kann.6 Aber:

So ist die „Lieder-Edda“, die man oft als „Ältere Edda“ bezeichnete, jünger als die „Snorre Edda“, häufiger „jüngere Edda“ genannt, und von Saemundr kann die „Lieder-Edda“ schon gar nicht stammen.7

Bei den einzelnen Teilen der „Prosa-Edda“ wird man auch durch Suchen nicht viel fündiger. Immerhin war Folgendes klar:

Die vier wichtigsten Handschriften enthalten – fast vollständig – den „Prolog”, die „Gylfaginning”, das „Skaldskaparmal” und das (…) „Hattatal”.8

Aus der „Prosa-Edda“ fehlen in meinen „Edda“-Ausgaben das 1. bis 4. grammatische Traktat komplett, „Skaldskaparmal“ und „Hattatal“ sind nur in Auszügen übersetzt. Das „Skaldskaparmal“, eigentlich „Dichtersprache“ behandelt die Dichtungstheorie;9 das „Mustergedicht“10 „Hattatal“ als Sammlung von Preisliedern enthält keine Mythostexte.11 Das „Skaldatal“ ist ein Verzeichnis von Skalden, das „Nafnathulur“ ist ein Verzeichnis unterschiedlicher Dichtkategorien. Beide sind in den mir vorliegeneden „Edda“-Ausgaben nicht enthalten.

Zurück zur Frage, was die „Edda“ eigentlich ist. Der Begriff „Edda“ wird insgesamt verstanden als Texte aus der „Edda“ und dazugehörige Texte. Stange schreibt:

Heute wird er [Edda] als Gattungsbegriff verwendet. K. Schier (...) definiert ihn so: „Lieder von der Art, wie sie sich im Codex Regius finden.“12

Um es etwas flapsig zu formulieren: „Edda“ ist alles, wo „Edda“ draufsteht.

3. Die verwendete Literatur

Bei der ersten Häny-Ausgabe stellte sich früh heraus, dass sie weder über einen einführenden Artikel, noch über Kartenwerk, Glossar oder ähnliche hilfreiche Dinge verfügt. Dazu neigt diese Ausgabe zu Erklärungen, die eigentlich nie belegt sind. Was ist der Myrkwid13 wirklich – langt

jener sagenhafte „Schwarzwald“, irgendwo im Süden gelegen14?

Und kommen Melnir und Mylnir jemals dort an:

Lasst rasche Rosse zum Kampfthing rennen,

(...) Melnir und Mylnir gen Myrkwidr15

Bestimmte Begriffe werden hier durch die Fußnote lächerlich: Die Walküren als „Helmbewehrte“ zu bezeichnen ist schön, aber wenn die Anmerkung sie als „Helmwichte“ ausgibt, so nimmt das dem Text den Flair.16

Häny beschränkt sich nicht auf die beiden „Eddas“. Die meisten Texte stammen zwar aus diesen Quellen, bei seiner Auswahl sind aber einige Beiträge aus anderen Quellen eingefügt. Das Fehlen einer Einführung macht es aber schwierig, hier mehr zu erfahren.

Die zweite gelesene Ausgabe war die von Simrock. Viel ist hier dem Zeitgeist der Zwischenkriegszeit geschuldet, z.B. die Erklärung

Diese gemeingermanische Tragweite der Eddadichtung, ihr Zeugniswert auch für Deutschland lag Simrock am Herzen17

und die Worte vom Volkstum18. Dazu kommen Aussagen wie die über die „heilige Zahl“ 9 der Indogermanen im Vergleich zur 7 der Semiten19 und die Thesen vom Einfließen eines „südlichen Mythos“ in die „germanische Anschauung“:

Der germanische Gott kann nicht tatenlos dulden, er muss handeln und sich befreien. Und welche Fülle eigenartig germanischer Anschauung steckt in dem Rahmen, in den man den südlichen Mythos hineingestellt hat.20

Simrock neigt zu schwülstigen Übersetzungen, die für den heutigen Leser schwierig sind. Zugunsten des Reims werden altertümliche Wörter verwendet, mancher Satz wird gebogen. Als Beispiel mögen die Einführungszeilen zur „Wolüspa“ dienen:

Allen Edeln gebiet’ ich Andacht,

Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;

Ich will Walvaters Wirken künden,

Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne.

Riesen acht’ ich, die Urgeborenen

Die mich vor Zeiten erzogen haben.

Neun Welten kenn’ ich, neun Äste weiß ich,

An dem starken Stamm im Staub der Erde.21

Das im „Codex Regius“ nicht enthaltene „Grottenlied“ findet seinen Eingang in die große Simrock-Ausgabe.

Genzmer – „Edda“ Nummer Drei – ist mythisch ein wenig uferlos. So bezieht er die zwölf Götterwohnungen auf die Sternbilder des Tierkreises22 und spricht von den die Sonne bedrohenden Wölfen als dem

mythische[n] Abbild der Nebensonnen23.

Auch politisch ist hier eher Vorsicht geboten:

Bemerkenswert ist, wie er den Mitgliedern des Knechtstandes ungermanische Rassenmerkmale verleiht, während er die Edeln durch nordisches Aussehen kennzeichnet.24

Einige Sprachstellen sind insgesamt eigenartig:

als trüb wir zwei / Zwiesprach pflogen.25

Insgesamt gilt aber:

So wurde die Übersetzung Genzmers die vollständigste Sammlung eddischer Dichtungen, die damals überhaupt existierte – nicht einmal die verschiedenen Editionen des Urtextes erreichten sie in ihrem Umfang, und auch heute noch gibt es keine Ausgabe des nordischen Textes, der den Rahmen so weit zieht, wie es Genzmer getan hat.26

Ich besorgte mir dann als Viertes die Übersetzung der Brüder Grimm. Sprachlich sind diese Übersetzungen (eher Nacherzählungen, da die Versform aufgegeben wird) sehr schön:

In uralten Zeiten, als Vögel weissagend sangen und heilige Wasser von himmelhohen Bergen herab rauschten, da gebar Burghild Helge, den großherzigen in Brawald.27

Diese Ausgabe scheitert daran, dass sie nur die „Lieder der alten Edda“ (12 übersetzte Texte) umfasst und ohne Kommentar etc. auskommen muss.

Bringsvaerd – Nummer Fünf – ist eine Nacherzählung der nordischen Götter. Aber seine Version ist die lesbarste, weil in sich geschlossenste von allen. Als „echter Mythostext“ ist er unbrauchbar, als Darstellung eines einzigen, umfassenden Mythos ist er unersetzlich.

„Edda“ Nummer Sechs stammt von Wilhelm Jordan. Dies ist schwere Kost, die bei mir bald zu tiefempfundener Abscheu führte. Jordan betont immer wieder die deutschen Wurzeln der „Edda“:

Es ist sogar hochwahrscheinlich, dass wir einige Stücke der Edda betrachten dürfen, wenn nicht als Übersetzungen, so doch als Nachdichtungen gehörter deutscher Lieder.28

Konsequent schreibt er auch über die „Edda“ von der Bekanntschaft

mit den ehrwürdigen Resten der Bibel des germanischen Heidentums (...).29

Einer noch:

(...) dass es mir nicht einfallen kann, aus diesen Ähnlichkeiten zu schließen auf eine seitens der Germanen bei den Griechen gemachte Anleihe. Sie sind ähnlich gebliebene Änderbildungen gemeinsamer alt-arischer Überlieferung, bezeugen also lediglich Urverwandtschaft. Dasselbe gilt für die Anklänge der Edda, namentlich ihrer Baldersage, an die christliche Mythe, deren bestimmender Keim ebenfalls aufschoss aus alt-arischen, von dem Semiten übernommenem, Kern.30

Auch ist sprachlich Vorsicht geboten: Jordan geht es um eine „Nachbildung“, nicht um wortgetreue Übersetzung der „Edda“.31

4. Die Kosmologie

Anfangs wird in der „Edda“ erst in den Götterliedern die Kosmologie erklärt. Es beginnt mit Göttern und Riesen32 sowie den neun Welten33.

Dieser Kosmos hat auch einen festen Zeitablauf für die Erschaffung der Welt. So geht es über Ymir und die Schaffung der Welten34, die Benennung der Schöpfung35, den Einmarsch der Asen36, die Erschaffung der Zwerge37, das Anschwemmen der Menschen38 bis zum Auftauchen der Weltenesche Yggdrasil39. Es folgen der Krieg Asen gegen Wanen40 samt Friedensschluss41, die Vision von Baldurs Tod42 bzw. der großen Endschlacht hin bis zur Neuschöpfung der Welt43.

Einige Lieder lassen sich verorten in dieser Kosmologie, andere wiederum sind schwer in diesen Kontext zu pressen. Leicht zu lösen sind jene, die auf Balders Schicksal als geschehen Bezug nehmen.

Ein kniffliges Thema ist prinzipiell die Frage nach dem Schicksal. Was sind die goldenen Tafeln, die man auf der zweiten Erde wiederfindet und die es schon „in ältester Zeit“ gab?44 Häny schreibt dazu:

damit ist angedeutet, dass alles Schicksal vorbestimmt ist und von wissender Hand längst aufgezeichnet.45

Stimmt das? Kurt Oertel teilte auf Rückfrage mit:

Die Übersetzung „Tafeln“ ist schlicht und einfach falsch. Das Wort „tafl“ heißt Brettspiel. Und gemeint ist hier die göttliche Luxusausführung des im ganzen Norden beliebten Tafl-Spiels.46

Dann wären die goldenen Tafeln kein Hinweis auf das gewusste Schicksal. Trotzdem heißt es im „Havamal“:

Sein Schicksal kenne keiner voraus, / So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei.47

Gripir z.B. wusste um die Zukunft.48 Das große Geheimnis in der nordischen Mythologie ist das Weltende. Wenn um dieses Geheimnis so viele wissen – wie kann es dann zentrales Thema das Mythos sein?

Eine andere Frage stellt sich in diesem Zusammenhang: Gibt es in der „Edda“ ein zyklisches Weltbild? Ist die Wiederkehr der Helden im Walhalla Teil dieses Weltbildes?49

Alles Unheil ist vorbestimmt50

so steht es in der „Edda“ – doch was soll das heißen? Warum soll Brynhild nicht wiedergeboren werden?51

Es war Glauben im Altertum, dass Helden wiedergeboren würden; aber das heißt man jetzt nur noch alter Weiber Wahn. Von Helgi und Sigrun wird gesagt, sie seien wiedergeboren worden (...).52

Widerspricht nicht die Wiedergeburt im irdischen Dasein der Idee des einmaligen Todes und des Wiedererstehens zum Ragnarök?

Aber auch andere Fragen zur Kosmologie sind eigenartig oder wunderlich:

  • Was macht die linke Hand der Sonne?

Die Sonne von Süden (...) / Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.53

  • Und was ist mit dem Mond? Wie heißt der Vollmond und wie mächtig ist er? Denn der

Mond wusste nicht, was er Macht hätte54

und

Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen55

Wenn man dem Neumond einen Namen gibt – warum nicht dem Vollmond?

Warum haben die Bewohner der Unterwelt einen Namen für den Mond?

Die Menschen heißen ihn „Mond“, (...) die in der Unterwelt „rollendes Rad“ (...).56

Genzmer ist im Umgang mit solcherlei Fragen sehr abgeklärt:

In dieser vielgestaltigen, bunten Dichtung dürfen wir kein geschlossenes Lehrgebäude suchen, wie es nach manchen Darstellungen der Mythenlehre und schon nach der ältesten von ihnen, der jüngeren Edda, dieser von Snorri Sturluson geschaffenen Evangelienharmonie, erscheinen könnte.57

Sicherlich, die „Edda“ ist kein in sich geschlossenes Lehrwerk. Aber es ist doch erstaunlich, wie viele Widersprüche unaufgeklärt in den Übersetzungen stehen bleiben oder von unterschiedlichen Übersetzern völlig unterschiedlich gedeutet werden.

5. Die Mythologie

Während die Kosmologie erträglich einfach zu sein scheint, ist die Mythologie voller Fallstricke.

Der Odin-Komplex dürfte der schwierigste sein.

Wer sind Börs Söhne?58 In vielen Texten erfährt man es nicht. Erst aus der „Gylfaginning“ erfährt man, dass das die drei Brüder Odin, Wili und We sind (und nicht Tick, Trick und Track – was genauso wahrscheinlich ist).59

Zur Schöpfung selbst schreibt Neckel erklärend:

Aus dem Gestein (...) leckt die Urkuh (...) den Stammvater der Asen heraus, Buri genannt, der also ein aus der Erde geborenen Gott ist wie jener Twisko, von dem Tacitus berichtet. Wie Twisko hat Buri einen Sohn (...) und dieser wieder drei Söhne, das sind Odin und seine Brüder Wili und We.60

Heißt Odin wegen der beiden Brüder auch „Thridi“, der Dritte?61 Haben seine Brüder Kinder? Neckel schreibt dazu:

Die Söhne der beiden Brüder (...) sind wohl die Neffen Odins, die mit seinen Söhnen die Herrschaft teilen.62

Die „Edda“ gibt hier keine nachvollziehbare Antwort. Das Schicksal der Brüder Odins ist auch unklar.

Aber es ist auch kein Problem, durch Odins Familiengeschichte verwirrt zu werden. Denn immerhin ist nicht einmal Odins Person eindeutig, seine Beinamen/Pseudonyme sind vielfältig. Laut den Erklärungen der Namen in der Neckelschen Simrock-Ausgabe63 heißt er:

  • (1.) Allvater

  • Atridt („der zu Roß Anstürmende“)

  • Baleygr („der Flammenäugige“)

  • Biflindi („Schildschüttler“)

  • Bölwerkr („Böse-Tat“)

  • Farmatyr („Gott der Schiffsladungen“)

  • Feng („Der Beutemacher“)

  • Fjölnir

  • Gagnradr („Siegwalter“)

  • Gangleri („Der Wegemüde“)

  • (11.) Gautr („Der Gaute“)

  • Glapswidr („Verführer“)

  • Göndlir („Zauberer“)

  • Grimnir („Der Verlarvte“)

  • Har („Bedeutung unsicher“; der gleichnamige Zwerg heißt „der Grauhaarige“)

  • Harbard („Graubart“)

  • Heervater,

  • Helblindi („Todesblender“)

  • Herjan („Heerfürst“)

  • Herteitr („Heerfroh“)

  • (21.) Hnikar oder Hnikudr („Stoßer“)

  • Hohe, Der

  • Hroptatyr

  • Hroptr („Rufer“)

  • Jafnhar („Ebenhoch“)

  • Kjalar („Schiffer“)

  • Mögthrafir („der sich nach Söhnen Sehnende“)

  • Rani

  • Rögnir

  • Sieggott

  • (31.) Siegvater

  • Thridi („der Dritte“)

  • Waltam („Wallstattgewohnt“)

  • Wegtam („Weggewohnt“)

  • Weltenvater

  • Yggr („Schrecker“)

Da wird es schwierig, als Frau jemand alle Kinder zuzuordnen, wenn man nicht einmal weiß, mit wem man im Bett war ... Aber Odins vielfältige Namen haben einen Grund:

dass dies zu den meisten dieser Benennungen Veranlassung gab, dass so vielerlei Sprachen in der Welt sind; denn alle Völker glaubten seinen Namen nach ihrer Zunge einrichten zu müssen und ihn damit anzurufen und anzubeten.64

Zurück zur Familiengeschichte: Odins Vorfahr ist Buri, der erste Mann, der Vater von Bor. Bor, Borr oder Burr („Sohn“65) ist der Vater von Odin, Wili und We. Odins bekannte mütterliche Großelterngeneration besteht aus Bölthorn, Odins Großvater, dem Vater von Mimir (?). Dazu Neckel:

Denn Bölthorn ist Odins riesischer Großvater, dessen Tochter Bestla seine Mutter und der berühmte Sohn Bölthorns, Odins Oheim also, von dem er die neun Zauberlieder lernt (...) ist auch ein Riese.66

Der Text gibt diese Deutung nicht her. In der „Gylfaginning“ ist die Reihenfolge eindeutig: Buri ist der erste Mann, sein Sohn ist Bor. Dieser zeugte mit Bestla, der Tochter des Riesen Bölthorn Odin, Wili und We.67 Warum nennt Odin seinen Vater eigentlich Waltam?68

Wenn Odins Großvater einen erwähnten Sohn hat, der aber nicht Odins Vater ist ... dann??? Genzmer nennt Mimir konsequent den „Mutterbruder“, also Onkel Odins.69 Mimir soll außerdem ein Zwerg sein ...

Odin ist von der väterlichen Seite aus ein Mensch, von der mütterlichen Seite hat er Riesen- und Zwergenblut zu bieten. Anders als mit einem Schuss Zwergenblut von Bölthorns Frau, seiner Großmutter, ist ein halbzwergischer Onkel nämlich nicht zu erklären ...

Bei Odins Kindern wird es schon schwieriger. Genannt werden:

  • Baldr/Baldur mit Frigg

  • Brage, der Mann Idunas70

  • Heimdal mit einer Trollfrau71

  • Hermod

  • Hödur

  • Hymir, Tyrs Vater, soll ein Sohn Odins sein ...72

  • Meili mit Fjörgyn, Hlodyn73 oder Jörd („Erde“74)

  • Skiöld oder Skjöld

  • Thor (auch Hlorridi genannt), ebenfalls mit Jörd

  • Wali der Mörder Hödurs, mit Rinda (einer jungen Riesin)75

  • Widar mit der Riesin Grid76

Die „Gylfaginning“ spricht nur von zwei Kindern Odins: Baldur und Thor.77 Erwähnt werden müssen auch die Ziehsöhne Gerod und Agnar.78 Wie viele Kinder Odin wirklich hatte, ist aber nicht letztlich zu klären.

Eine Menge Einzelfragen bleiben immer noch offen:

  • Woher kommt Odin?

dorthin brach er auf, / von wo er gekommen war79

War er vor der Schöpfung wirklich bei den Reifriesen?80

  • Wann genau hing Odin am Baum?81

  • Was ist das „alte Geheimnis“ des Göttervaters, an das sich auf der zweiten Erde scheinbar alle erinnern können?82

  • Was für ein Geheimnis spricht Odin dem toten Balder ins Ohr?83 Schier schreibt wenig erklärend:

Odins letzte Worte an den toten Balder waren das Unwissbare schlechthin.84

Und viel wichtiger die daraus resultierende Frage: Können Tote hören?

  • Warum spricht Odin vom Tode Baldurs in der Vergangenheit?85

  • Wann erhielt Odin seinen Ring von Baldur zurück:

Den Ring verlang ich nicht, der in der Lohe lag / Mit Odins jungem Erben.86

  • Wann schworen Loki und Odin Blutsbrüderschaft:

Gedenkt dir, Odin, wie in Urzeiten wir / Das Blut mischten beide?87

Neckel schreibt dazu wenig erhellend:

einen jener halbvergessenen Vorgänge aus der Zeit vor dem Bau von Midgard.88

  • Warum sollen Loki und Odin nicht von ihrem (gemeinsamen?) Schicksal reden:

Euer Geschicke solltet ihr nie / Erwähnen vor der Welt,

Was ihr Asen beide in Urzeiten triebet: / Die frühen Taten bergt dem Volk.89

  • Aurgelmir ist Thrudgelmirs Vater und Bergelmirs Großvater. Wenn Thrudgelmir sechs Köpfe hatte und Aurgelmir scheinbar normal aussah – wie sah dann Bergelmir aus?90

Und:

  • Sterben Götter auch den Alterstod?

6. Das Weltbild

Auch hier gibt es noch einige offene Fragen.

a. Zauberei

  • Ist es wirklich nur ein Geschlecht, das Zauberfähigkeiten vererbt?

Alle Zaubrer sind Wilmeidis Erzeugte.

Die Sudkünstler stammen von Swarthöfdi [...].91)

  • Hilft Eisen gegen Hexen?

Eisenburgen bergen die Flotte

Hexen haben uns nichts an.92

  • Reiten Hexen wirklich mit Schlangen bezäumte Wölfe und schwören sie auf den Eber?93

  • Was sagen uns diese Zeilen zu Zauberei und Zungenschlag:

Klug war Kostbera und kundig der Runen.

Sie besah die Lautstäbe bei des Lichtes Schein

Und zwang die Zunge zu zwiefachem Anschlag

Denn sie schienen ungeschnitzt und schwer zu erraten.94

  • Und immer daran denken:

bei der Zauberfrau / sollst du nicht zärtlich schlafen95

b. Die Sonne

Gibt es einen unterschwelligen Sonnenkult im Mythos? Das Bergen von Odins Auge in Mimirs Quelle kann hier eine Verbindung zur Sonne herstellen:

Alles weiß ich, Odin, wo du dein Auge bargst:

In der vielbekannten Quelle Mimirs.

Met trinkt Mimir allmorgendlich

Aus Walvaters Pfand!96

Auch dem Weltenbrand könnte man eine Sonnenthematik unterschieben: Muspels Söhne kommen aus dem Osten97.

c. Ungeklärtes

  • Der Tausch Verstümmelungen gegen Wissen – ist das ein gangbarer Weg für die Götter? Heimdall opfert sein Gehör98, Odin ein Auge99 und Tyr eine Hand100. Die drei Genannten sind nach obiger Lesung Großvater-Vater-Enkel. Ist dies also eine Familie, die Opfer bringt, um die Welt zu schützen? Auch die Herrschaft in der neuen Welt folgt diesem Muster – Widar/Wali und Modi/Magni.101 Neckel schreibt zum Opfer:

Offenbar will sich also Odin durch die Verpfändung seines Auges bei Mimir dessen Rat und Beistand für den Endkampf und für die Erhaltung der Welt sichern.102

Aha. Die „Edda“ schreibt ja schon:

Der Hinkende reite, der Handlose hüte, / Der Taube taugt noch zur Tapferkeit.

Blind sein ist besser als verbrannt werden: / Der Tote nützt nichts mehr.103

  • Wer oder was ist der Sohn Miskorblindis?104

  • Wer ist die Nichte Neris?105

  • Wer ist Imdrs Tochter?106

  • Wer sind „Mögthrasirs Mädchen, Schutzgeister der Menschen“107?

d. Eigenartiges

Und es bleibt noch ein Stapel eigenartiger Fragen.

  • Warum erhalte ich nie ein Handtuch, wenn ich Asatru besuche?

Wasser braucht, / wer zu Essen kommt, / und gute Begrüßung, ein Handtuch108

  • Warum leuchtet der Tag so deutlich über Mannheim?

Da trieb aus dem Tore wieder der Tag,

Sein schön mit Gestein geschmücktes Roß;

Weit über Mannheim glänzte die Mähne:

des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.109

  • Warum trinken Asatru Alkohol, wo doch Bier verdirbt?

So wohl bekommt, / wie man es meint, / dem Menschen das Bier nicht110

  • Warum kriege ich keine Kuh, obwohl ich soviel arbeite?

denn wer sich regt, kriegt stets die Kuh111

  • Warum wird mein Witz nicht mehr gelobt – immerhin ist Witz einer der wichtigsten Eigenschaften Odins!

Dein Witz bewähre sich, da du Weltenvater, / Mit Riesen Rede tauschest.112

Denn:

Witz und Waffen wisse zu brauchen, / Der von allen der erste sein will.113

Und:

Viel mangelt dem Mann, dem Mutterwitz fehlt.114

  • Was machen moderne Asatru mit den Nägeln der Verstorbenen – da Naglfar aus Nägeln der Toten gebaut ist, sollen die Toten nicht mit unbeschnittenen Nägeln beerdigt werden.115

  • Wer sind die Außerirdischen, die laut Genzmer auch die Kraft der Runen gewonnen haben?

Menschen und Außerirdischen ist von dem Met und damit von der Kraft der Runen zuteil geworden.116

Aber die „Edda“ gibt uns auch Informationen, die eigentlich kein Mensch braucht.

Wir erfahren eine Menge über die Welt und die Nahrung:

alles Naschwerk, / bestimmt für die Frauen117

und

du hast deiner Söhne, Schwerterverteiler / blutige Herzen mit Honig gegessen118

und

Ein Frauenherz aß, / als er’s fand, Loki,

halbgeröstet / vom Holz der Linde.119

Und ich weiß jetzt eine Menge über den Lauch. Das ist ein Thema für sich:

So war Sigurd (...)

Wie über Halme sich hebt edler Lauch120

Der Lauch scheint eine sehr wichtige Rolle in der „Edda“ zu spielen, die ich bis jetzt immer übersehen habe: Bei der Schöpfung wächst er:

Die Sonne von Süden schien auf die Felsen,

Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.121

Auch schön:

Der König selber ging aus dem Schlachtlärm

Dem jungen Edling edeln Lauch [unklar] zu bringen.122

Neckel spricht hierbei sogar von der

sonst nicht bekannten wunderkräftigen Lauchstaude123.

Genzmer meint dazu:

Was mit dem „reinen Lauch“ gemeint ist, ist unsicher; vielleicht ist ein Sinnbild der Landschenkung; andere wollen darin eine Kenning für Schwert sehen.124

Stange kommentiert:

Unklare Bedeutung. Entweder Schwert oder grünendes Gras (Knoblauch?).125

Simek bietet – im Zusammenhang mit Runeninschriften – eine banale Lösung an: „laukar“, eigentlich Lauch, als Zauberwort für „Heilung“ oder „Gesundheit“.126 Heilung ist mir lieber als Knoblauch. Aber eine glaubhafte und schlüssige Auslegung scheint mir das auch nicht zu sein.

Und der erwähnte Zauberreis ist wohl ein „klebt nicht“ aus den USA.127

Dazu lernt man etwas über sexuelle Perversionen aus der „Edda“:

Hymirs Mädchen, / die nahmen als Nachttopf dich

und haben dir in das Maul gepisst!128

und

Da befestigte Loki eine Schnur an dem Bart einer Ziege und mit dem anderen Ende an seine Lenden, wodurch sie hin und her gezogen wurden und beide laut schrieen vor Schmerz.129

Sehr schön auch:

Da blickte Thor hinauf in eine Schlucht und sah, dass dort Gjalp (...) rittlings über dem Fluss stand – und dass sie schuld war, dass der Fluss so anschwoll ...130

Und immer daran denken:

Ich rate dir, Loddfafnir – den Rat nimm an! (...) steh nachts nicht auf, / musst du nicht aus auf Kundschaft / oder ein Örtchen aufsuchen!131

7. Weiterführende Fragen

Drei Themenkomplexe blieben für mich nach dieser ersten Phase der Annäherung durch mehrmaliges Lesen der „Edda“ interessant und ungeklärt.

Erstens: Die Schöpfung. Warum gibt es in der „Edda“ drei Schöpfungsmythen der Menschen: Einmal werden sie am Strand gefunden132, einmal von einer Kuh aus dem Eis geleckt133, einmal aus Bäumen geschaffen134?

Aber nicht nur hier ist die „Edda“ verwirrend. Viele Ereignisse lassen sich zeitlich nicht einordnen. Wann wird Loki gefangen genommen?135 Wann stirbt Balder? Ist die Wiederkehr der Helden im Walhalla wirklich Teil des Mythos? Warum soll Brynhild nicht wiedergeboren werden?

Was ist mit der Herkunft der Wanen? Viele haben gar keinen eigenen Charakter, Sif z.B. heißt wörtlich nur „angeheiratete Verwandte.“136 Simeks Schilderung nach sind die Wanen eine Erfindung Snorris:137

Erst der Götterkrieg in der Völuspa dürfte Snorri dazu angeregt haben, zwei antagonistische Gruppen von Göttern mit spezifischen Namen anzunehmen. Weder in der Völuspa noch sonst wo in der ältesten Dichtung ist dies aber zu verifizieren, so dass man sich von der heidnischen „Götterfamilie“ der Wanen verabschieden sollte.138

Stange schreibt lapidar:

Beide Götterfamilien weisen keinen Unterschied in ihrer Schöpfungsherkunft auf.139

Also wird es doch keine Wanatru geben dürfen, wenn das alles „Spiegelungen“ oder Kopien der Asen sind.

Zweitens: Der Odin-Komplex. Dieser bleibt schwierig. Hier gilt es festzustellen, ob weitere Hinweise zur Klärung möglich sind oder ob ein erneutes Lesen vielleicht offene Fragen beantwortet.

Drittens: Offene Einzelfragen. Einige von den vorhin gestellten Fragen kann ich ignorieren (die linke Hand der Sonne, der Name des Mondes in der Unterwelt etc.) – diese sind lustig, aber helfen bei der Klärung von wichtigen mythischen Fragen nicht weiter. Eine Frage ist für mich drängend offen:

  • Der Tausch Verstümmelungen gegen Wissen – ist das ein gangbarer Weg für diese Götter?

8. Lücken

Es gibt viele Dinge, die ich in der „Edda“ erwartet, jedoch überhaupt nicht oder nicht in der erwarteten Form gefunden habe.

Erstens: Bei den Runen ist es so, dass sie zwar in der „Edda“ auftauchen, aber mitnichten die Rolle spielen, die ich vermutet habe (von einem „geschlossenen System“ ist die Beschreibung meilenweit entfernt). Simek konstatiert kurz:

Heute wird aber oft auf die angebliche magische Wirksamkeit einzelner Runen, bzw. ihrer Namen verwiesen, wofür auch in der ältesten Zeit die Belege sehr spärlich sind.140

Zweitens: Der Wiedergänger, jener klassische germanische Untote, taucht auch nicht auf, obwohl ich ihn doch in der „Edda“ verortet hätte. Hier scheint die Quelle also nicht in der „Edda“ zu liegen.

Aber der Glaube an die Untoten wird aus denselben heidnischen Quellen gespeist:

Obwohl der Glaube an Wiedergänger der christlichen Theologie völlig fremd ist, hat im Volksglauben die Totenfurcht ungebrochen die Christianisierung überlebt und dominiert noch heute im Wesentlichen unsere Beziehung zu den Toten und ihren Gräbern.141

Simek spricht weiter bei der Furcht vor den Toten von

den hartnäckigsten Resten der germanischen Vorstellungswelt142.

Aber in der „Edda“ kann ich diese Reste nicht erkennen.

Drittens: Das „Wilde Heer“143 fehlt völlig in der „Edda“. Der einzige Hinweis könnte im „Helgakvida Hundingsbana fyrri“ vermutet werden, dieser Hinweis ist aber nicht eindeutig.

Viertens: Hinweise auf Schamanen und Schamanismus entgehen mir völlig. Das mag daran liegen, dass dieses Wort heute zu einem Modewort der Heiden geworden ist, das aber sinnleer und sinnfrei ist. Mein treuer Brockhaus von 1906 schreibt:

Schamanen, im nördl. Asien die Geisterbeschwörer und Zauberer, zugleich Priester und Ärzte

Wenn ich also die Asen nicht doch nach Asien verlegen will, dann ist das schon mal nix. Laut Fremdwörterbuch von 1996 heißt der Schamane:

Medizinmann od. Geisterbeschwörer, Zauberpriester bei Naturvölkern

Damit ist mir ebenso wenig geholfen. Weder Geisterbeschwörer noch Medizinmänner kann ich in der „Edda“ finden. Und auch beim Schamanismus sehe ich keine Hinweise. Es gibt zwar einige Verwandlungen144, aber schamanistische Praktiken kann ich nicht erkennen. Hänys Deutung der Berserker als „schamanischer Trancezustand“ entgeht mir auch völlig.145

Fünftens: Hinweise auf die „germanische Demokratie“ fand ich nicht, obwohl diese doch an prominenter Stelle gerne zitiert wird:

Man wird diese ebenso unsinnige wie gefährliche menschliche Verwirrung am ehesten und auch am leichtesten verstehen, sobald man den demokratischen Parlamentarismus in Vergleich bringt mit einer wahrhaften germanischen Demokratie.146

Oder:

Dem steht gegenüber die wahrhaftige germanische Demokratie der freien Wahl des Führers mit dessen Verpflichtung zur vollen Übernahme aller Verantwortung für sein Tun und Lassen. In ihr gibt es keine Abstimmung einer Majorität zu einzelnen Fragen, sondern nur die Bestimmung eines einzigen, der dann mit Vermögen und Leben für seine Entscheidungen einzutreten hat.147

Adolf Hitler „Mein Kampf“.

Okay, das war nicht fair.

9. Nachbarn und Ausblick

Ich halte das freiwillige Räumen und Meiden des nordischen Mythenrahmens wegen einer Besudelung durch den Faschismus für völligen Quatsch. Bringsvaerd schreibt richtig:

Wir haben die Diebe bestraft. Aber das Diebesgut haben wir ihnen überlassen.148

Die „Edda“ ist älter als der Faschismus – und sie ist Diebesgut in den Händen der Faschisten, mehr nicht. Holen wir uns dieses Gut zurück – ob wir an die nordischen Götter glauben oder nicht, ist dabei egal. Überlassen können wir sie den Faschisten nicht.

Wenn wir uns die Mühe machen, können wir in der „Edda“ eine Menge Schätze heben. Sprachlich gibt es in den „Edda“-Ausgaben selbst einiges zu entdecken. Die Sprache der Brüder Grimm ist auch heute noch kraftvoll und schön:

Heil dir, Tag! Heil euch, Söhne des Tags! Heil dir, Nacht! Heil dir, Tochter der Nacht! Mit milden Augen schaut auf uns, verleihet uns Verbundenen Sieg! Heil euch, Asen! Heil euch, Asinnen! Heil dir, segensbringende Erde! Rede und Weisheit verleiht uns edlen beiden und heilende Hände lebelang!149

Und es gibt eine zeitliche und kulturelle Nähe zu anderen Texten. Die Lieder der „Edda“ sind z.B. nicht viel älter als „Das Nibelungenlied“ (entstanden im 13. Jahrhundert). Die Wahrnehmung des „Nibelungenlieds“ findet zeitgleich mit der Wiederentdeckung des „Edda“ statt: Es begann mit der Übersetzung der „Edda“ durch die Brüder Grimm150 (1815). Im 19. Jahrhundert erfolgte mit Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck, Ludwig Uhland, Friedrich Rückert, Heinrich Heine und anderen eine Rezeption des germanischen Sagenguts.

Mitte des 19. Jahrhunderts folgte Richard Wagners musikalische Umsetzung des Mythos. Auch Namen wie Felix Dahn und Gerhard Hauptmann beschäftigten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit diesem Thema. Erstaunlich ist, dass diese Bearbeitungen hinter dem Schleier des Nationalsozialismus von uns völlig getrennt scheinen. Aber gerade diese Bearbeitungen sind sprachlich am mächtigsten und politisch unbedenklich – wenn man nicht in einer obskuren mentalen Rückkoppelung alle Werke vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten als auf diese hinführend versteht.

Uns entgeht hier ein riesiger Schatz von Anspielungen auf den Mythos der „Edda“ und ihr Umfeld – „Trutz, Blanke Hans“ von Detlev von Liliencron (1883) schildert doch die Midgardschlange, oder?

Trutz, Blanke Hans

Heut bin ich über Rungholt gefahren,

Die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren.

Noch schlagen die Wellen da wild und empört,

Wie damals, als sie die Marschen zerstört.

Die Maschine des Dampfers schütterte, stöhnte,

Aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:

Trutz, Blanke Hans.

Ich glaube, dass wir gerade in der Romantik reiche Schätze zur nordischen Mythologie finden würden, wenn wir nur graben würden.

Aber nicht dort findet man unverhofft Verweise auf die „Edda“. Findet man nicht den Schlüssel zum Eingang in das Innere der Erde in Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ durch einen Runentext, der in der „Heimskringla“ von Snorri Sturleson versteckt ist?151 Und wer nicht „Die Trauer Odins, des Goten“ von Poul Anderson gelesen hat, der weiß nicht, wie viel Kraft aus diesem Mythos sogar ein Science Fiction-Roman ziehen kann.

Es ist eine Polin, mit der ich meinen Text über die „Edda“ beenden möchte. Man kann die „Edda“ faschistisch und deutschtümelnd zitieren, aber es geht auch, die nordischen Götter flammend und sozialistisch zu verwenden. Vorhin sprach ich von Demokratie und Germanen, jetzt tue ich es wieder:

(...) dort, wo die millionenfache Proletariermasse die ganze Staatsgewalt mit ihrer schwieligen Hand ergreift, um sie, wie Gott Thor seinen Hammer, den herrschenden Klassen aufs Haupt zu schmettern: Dort allein ist Demokratie, die kein Volksbetrug ist.

Rosa Luxemburg152

Danke!

Verwendete Literatur

  • Anderson, Poul „Die Trauer Odin des Goten“ (1991) in „Die Chroniken der Zeitpatrouille“, München, 1997

  • Bringsvaerd, Tor Age „Die wilden Götter“. Aus dem Norwegischen von Tanaquil und Hans Magnus Enzensberger. München/Zürich (Piper), 2004

  • „Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon“, fünfte, vollständig neubearbeitete Ausgabe in zwei Bänden, Leipzig, 1906

  • Enzensberger, Tanaquil „Zur Vor- und Nachgeschichte der WILDEN GÖTTER“ in Bringsvaerd, Tor Age „Die wilden Götter“

  • Genzmer, Felix „Die Edda.“ Übertragen von Felix Genzmer. Jena, 1933 [hier zitiert als Genzmer (a)]

  • Genzmer, Felix „Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen“ (Enthält ohne Nennung Vorwort und Anhang von Kurt Schier sowie einige einführende Texte von Andreas Heusler), Kreuzlingen/München (Hugendubel), 2006 [hier zitiert als Genzmer (b)]

  • Grimm, Brüder „Walthari-Lied, Der arme Heinrich, Lieder der alten Edda“, Hamburg (Gutenberg-Verlag Dr. Ernst Schultze), 1905

  • Häny, Arthur „Die Edda – Götter- und Heldenlieder der Germanen“. Aus dem Altnordischen übertragen, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Arthur Häny, Zürich (Manesse Verlag), 4. Auflage 1992 [hier zitiert als Häny (a)]

  • Häny, Arthur „Snorri Sturluson Prosa-Edda“. Aus den Altisländischen übertragen, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Arthur Häny, Zürich (Manesse Verlag), 1991 [hier zitiert als Häny (b)]

  • Hitler, Adolf „Mein Kampf“ (Zwei Bände in einem Band, Ungekürzte Ausgabe), München (Franz Eher Nachfahren), 1941

  • Jordan, Wilhelm „Die Edda“, Frankfurt/Main, 1910³

  • Neckel, Prof. Dr. G. „Die Edda“. Übertragen von Karl Simrock, herausgegeben von Prof. Dr. G. Neckel, Berlin (Deutsche Buch-Gemeinschaft GmbH), 1927

  • Schier, Kurt „Vorwort“, „Anhang“ und „Anmerkungen“ in: Genzmer, Felix „Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen“

  • Schuhler, Conrad „Rosa wacht auf“ in Sebastian Haffner, Stephan Hermlin, Kurt Tucholsky u.a. „Zwecklegenden“, Berlin (Verlag 1900 Berlin), 1996

  • Simek, Rudolf „Der Glaube der Germanen“, Kevelaer (Verlagsgemeinschaft Topos plus), 2005

  • Stange, Dr. Manfred (Hrsg.) „Die Edda. Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen“, Wiesbaden (Marix Verlag), 2004 [vollständige Simrock-Übersetzung] [Simrock hier zitiert als Simrock]

  • Verne, Jules „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, Wien (Wiener Verlag), 1976

1 „Die Reden an Loddfafnir“ (Genzmer [b], S. 137)

2 Für die Übersicht im Anhang bin ich der Reihenfolge von Häny (a) gefolgt. Die Absatzzählung ist bei Häny (a), Stanges Simrock-Ausgabe und Genzmer (b) vorhanden, die restlichen Zählungen stammen von mir. Die Zählung umfasst Versblöcke; Fließtext wird (wenn nicht angegeben) nicht mitgezählt.

3 Häny (a), S. 525 (dieser Text findet sich auszugsweise in Häny [b], S. 5)

4 „Codex Regius“, weil er „für die Geschichtsschreibung des dänischen Königshauses eine wichtige Rolle spielen sollte“ (Enzensberger, S. 260).

5 Zu den anderen Handschriften „Codes Wormianus“, „Codes Trajectinus“ und „Codex Upsaliensis“ vgl. Häny (b), S. 209.

6 nach Genzmer (b), S. 276

7 Schier, S. 11; hier wird Bezug auf die erhaltenen Exemplare genommen, nicht auf die Entstehungszeit der Texte.

8 Häny (b), S. 209

9 Schier, S. 10; vgl. Häny (b), S. 129

10 Schier, S. 10

11 Nach Stange, S. 387 f.

12 Stange, S. 398; auch Schier, S. 11

13 „Zankreden Lokis“ (Häny [a], S. 160)

14 Häny (a), S. 558 f. Neckel spricht vom „Dunkelwald“, der „unten im Süden, in Deutschland, die Grenze gegen die Fremde bildet.“ (Neckel, S. 100). Grimm sprechen konsequent von „Schwarzwald“ (vgl. Grimm, S. 82). In „Das Hunnenschlachtlied“ trennt der Myrkwird „Hunnenland und Gotenland“ (Genzmer [b], S. 203).

15 „Das erste Lied von Helgi dem Hundingstöter“ (Simrock, S. 159)

16 „Das erste Lied von Helgi, dem Töter Hundings“ (Häny [a], S. 225) und Anmerkung Häny (Häny [a], S. 563)

17 Neckel, S. 8

18 vgl. Neckel, S. 9 und S. 12

19 Neckel, S. 36

20 Neckel, S. 69

21 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

22 Genzmer (a), S. 16

23 Genzmer (a), S. 17; ebenso Anm. Genzmer (b), S. 165. Schier schreibt als Anmerkung zu „Das Grimnirlied”, dass die vor und hinter der Sonne herlaufenden Wölfe „das mythische Abbild der Nebensonnen“ seien (Schier, S. 51). Dies geben die Texte meiner Ansicht nach nicht her.

24 Genzmer (a), S. 18

25 „Gudruns Gottesurteil“ (Genzmer [b], S. 301)

26 Schier, S. 12

27 „Das erste Lied von Helge, dem Hundings-Töter“ (Grimm, S. 102)

28 Jordan, S. 1

29 Jordan, S. 12

30 Jordan, S. 24

31 vgl. Jordan, S. 13 ff.

32 „Völuspa“ (Simrock, S. 13 f.)

33 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

34 „Völuspa“ (Simrock, S. 13 f.); vgl. „Vafthrudnismal“ (Simrock, S. 34) und „Grimnismal“ (Simrock, S. 28)

35 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

36 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

37 „Völuspa“ (Simrock, S. 14 f.)

38 „Völuspa“ (Simrock, S. 15)

39 „Völuspa“ (Simrock, S. 15). Bringsvaerd deutet den Baum in Verbindung mit Odins Namen – „Ygg“, der Schreckliche in Verbindung mit „Drasil“, Pferd. „Yggdrasil“ als „Odins Pferd“. Sein Hängen im Baum gibt dem Baum Namen und Bedeutung (nach Bringsvaerd, S. 67 f.).

40 „Völuspa“ (Simrock, S. 16 f.)

41 vgl. „Vafthrudnismal“ (Simrock, S. 36)

42 „Völuspa“ (Simrock, S. 17 f.)

43 „Völuspa“ (Simrock, S. 18 ff.) und „Vafthrudnismal“ (Simrock, S. 37 ff.)

44 „Die Weissagung der Seherin“ (Häny [a], S. 25 f.); bei Simrock sind es „Goldene Bälle“ [„Völuspa“ (Simrock, S. 17 f.)]

45 Häny (a), S. 7 f.

46 Mail von Kurt Oertel an den Verfasser, 18.02.07

47 „Havamal“ (Simrock, S. 54)

48 „Sigurdharkvida Fafnisbana fyrsta edha Gripisspa“ (Simrock, S. 172)

49 vgl. „Helgakvida Hundingsbana önnur“ (Simrock, S. 160 ff.)

50 „Das Lied von Sigrdrifa“ (Häny [a], S. 327). Beim Simrock heißt es weniger prosaisch „Alle Meintat hat ihr Maß.“ (Simrock, S. 196)

51 „Sigurdarkvida Fafnisbana thridja“ (Simrock, S. 207)

52 „Helgakvida Hundingsbana önnur“ (Simrock, S. 169)

53 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

54 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

55 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

56 „Das Alwis-Lied“ (Häny [a], S. 200); Simrock spricht von „Hel“ („Alvissmal“ [Simrock, S. 99]).

57 Genzmer (a), S. 11

58 „Völuspa“ (Simrock, S. 13); Häny spricht von „Bur“ („Die Weissagung der Seherin“ [Häny (a), S. 10), Anmerkungen Häny [Häny (a), S. 543]) oder „Buri“ („Gylfaginnging“ [Häny (b), S. 23]).

59 „Wie Gylfi getäuscht wurde“ (Häny [b], S. 23)

60 Neckel, S. 36

61 Nach „Das Grimnir-Lied“ (Häny [a], S. 102) und Anmerkung Häny (Häny [a], S. 553); vgl. „Grimnismal“ (Simrock, S. 29)

62 Neckel, S. 49

63 Neckel, S. 436 ff.

64 „Gylfaginning“ (Simrock, S. 277)

65 Neckel, S. 438

66 Neckel, S. 68. In der „Edda“ ist der Zusammenhang nicht so klar (vgl. „Odins Runenlied“ [Simrock, S. 65]).

67 „Gylfaginning“ (Häny [b], S. 23)

68 vgl. „Balders Träume“ (Genzmer [b], S. 53)

69 Genzmer (a), S. 20

70 Enzensberger, S. 286

71 nach Bringsvaerd, S. 101; laut „Die kürzere Seherinnenrede“ ist Heimdall (der nicht namentlich genannt wird) ein Ase und Kind von neun Riesinnen (Genzmer [b], S. 56).

72 nach Stange, S. 411. Laut Bringsvaerd ist Odin direkt Tyrs Vater (Bringsvaerd, S. 302).

73 Schreibweise bei Genzmer (b), S. 34

74 Ein gleichnamiger Fjörgyn ist auch Friggs Vater; ein geschlechtswandelnder Gott wäre also gleichzeitig Odins Partnerin und Odins Schwiegervater ...

75 vgl. „Oegisdrecka“ (Simrock, S. 83). Bringsvaerd nennt ihn Wole (Bringsvaerd, S. 208).

76 „Skaldskaparmal“ (Häny [b], S. 149)

77 „Gylfaginning“ (Simrock, S. 277 f.)

78 „Grimnismal“ (Simrock, S. 22 f.); vgl. Bringsvaerd (S. 289)

79 „Spruchdichtung: Odins Runenbericht“ (Häny [a], S. 66); bei Simrock „Dahin entwich er, von wannen er ausging“ („Odins Runenlied“ [Simrock, S. 66])

80 „Gylfaginning“ (Häny [b], S. 18)

81 „Odins Runenlied“ (Simrock, S. 65)

82 „Die Weissagung der Seherin“ (Häny [a], S. 25); völlig anders hingegen Simrock („Der Seherin Weissagung“, S. 20): „Uralter Sprüche sind sie da eingedenk, / Von Fimbultyr gefundner Runen.“

83 vgl. „Die Heidreksrätsel“ (Genzmer [b], S. 164); vgl. Neckel, S. 57

84 Schier, S. 44

85 „Vafthrudnismal“ (Simrock, S. 39)

86 „Skirnisför” (Simrock, S. 106)

87 „Oegisdrecka“ (Simrock, S. 83)

88 Neckel, S. 78

89 „Oegisdrecka“ (Simrock, S. 85)

90 vgl. „Das Wafthrudnirlied” (Genzmer [b], S. 41]

91 „Hyndluliod“ (Simrock, S. 131)

92 „Helgakvida Hjörvardhssonar“ (Simrock, S. 146)

93 „Helgakviha Hjörvardhssonar“ (Simrock, S. 149)

94 „Atlamal“ (Simrock, S. 239)

95 „Die Lehren an Loddfafnir“ (Genzmer [b], S. 137)

96 „Völuspa“ (Simrock, S. 15 f.)

97 „Völuspa“ (Simrock, S. 17)

98 „Die Weissagung der Seherin“ (Häny [a], S. 16); Simrock spricht nur von Heimdalls Horn („Völuspa“ [Simrock, S. 17]).

99 „Völuspa“ (Simrock, S. 15 f.)

100 „Oegisdrecka“ (Simrock, S. 87) und Einleitung Häny (Häny [a], S. 146)

101 vgl. „Das Wafthrudnirlied“, S. 43 (Simrock [b], S. 43)

102 Neckel, S. 43

103 „Havamal“ (Simrock, S. 55)

104 vgl. „Das Hymir-Lied“ (Häny [a], S. 135); Simrock spricht von „der dunkeln Abkunft“ an derselben Stelle („Hymiskvida“ [Simrock, S. 76]).

105 „Das Erste Lied von Helgi, dem Töter Hundings“ (Häny [a], S. 212); bei Simrock ist sie die Schwester Neris („Helgakvida Hundingsbana fyrri“ [Simrock, S. 152]).

106 „Das Erste Lied von Helgi, dem Töter Hundings“ (Häny [a], S. 222); Simrock schreibt hier „Thursentochter“ („Helgakvida Hundingsban fyrri“ [Simrock, S. 157]).

107 „Das Wafthrudnir-Lied“ (Häny [a], S. 86); Simrock schreibt „einzigen Huldinnen der Erdenkinder“ („Vafthrudnismal“ [Simrock, S. 38])

108 „Spruchdichtung: Verhaltensregeln“ (Häny [a], S. 31). Simrock spricht schöner von „holde Nötigung“ bei den Frauen („Havamal“ [Simrock, S. 47]).

109 „Hrafnagaldr Odins“ (Simrock, S. 43)

110 „Spruchdichtung: Verhaltensregeln“ (Häny [a], S. 33); vgl. „Spruchdichtung: Die Reden an Loddafafnir“ (Häny [a], S. 63 f.); vgl. Simrock „Havamal“ (Simrock, S. 48) und „Loddfafnirs Lied“ (Simrock, S. 64)

111 „Spruchdichtung: Verhaltensregeln“ (Häny [a], S. 45); bei Simrock steht „Der Lebende kommt noch zur Kuh“ („Havamal“ [Simrock, S. 55]).

112 „Vafthrudnismal“ (Simrock, S. 31); im „Harbardsliod“ wird der Witz sogar durch eine Wünschelrute geraubt (Simrock, S. 71)

113 „Sigrdrifomal“ (Simrock, S. 198)

114 „Hamdismal“ (Simrock, S. 258)

115 „Gylfaginning“ (Häny [b], S. 115)

116 Genzmer (b), S. 167

117 „Das Thrym-Lied“ (Häny [a], S. 175); Simrock spricht in der „Thrymskvida“ vom „süßen Geschleck“ (Simrock, S. 95).

118 „Atlakvida“ (Simrock, S. 236); auch schön die „Gudhrunarkvida önnur“: „Ihre Herzen wähnt’ ich mit Honig zu essen / Sorgenschwer, geschwollen von Blut.“ (Simrock, S. 224).

119 „Die kürzere Seherinnenrede“ (Genzmer [b], S. 57)

120 „Gudhrunarkvida önnur“ (Simrock, S. 219)

121 „Völuspa“ (Simrock, S. 13)

122 „Helgakvida Hundingsbana fyrri“ (Simrock, S. 153)

123 Neckel, S. 110

124 Genzmer (a), S. 28; dito Genzmer (b), S. 329

125 Stange, S. 413

126 Simek, S. 136

127 „Das Skirnirlied“ (Genzmer [b], S. 72)

128 „Zankreden Lokis“ (Häny [a], S. 138); Simrock spricht von „Nachtgeschirr“ („Oegisdrecka“ [Simrock, S. 86]).

129 „Bragarödur. Bragis Gespräche mit Oegir“ (Stange, S. 317). Im „Skaldskaparmal“ heißt es bei Häny (b) „um die Hoden“ zur Befestigung des Seils (Häny [b], S. 135)

130 „Skaldskaparmal“ (Häny [b], S. 150)

131 „Die Lehren an Loddfafnir“ (Genzmer [b], S. 137)

132 „Volüspa“ (Simrock, S. 15)

133 „Gylfaginning“ (Simrock, S. 265)

134 „Gylfaginning“ (Simrock, S. 267)

135 Die Gefangennahme und seine „Haft“ werden in der „Oegisdrecka“ geschildert (Stange, S. 91).

136 Nach Stange, S. 420

137 Simek, S. 59 und S. 70 ff.

138 Simek, S. 71 f.

139 Stange, S. 394

140 Simek, S. 138

141 Simek, S. 128

142 Simek, S. 130

143 vgl. Simek, S. 132 f.

144 zu einer Liste siehe Stange, S. 426

145 Anmerkungen Häny (b), S. 247

146 Hitler, S. 95

147 Hitler, S. 99

148 Bringsvaerd nach Enzensberger, S. 276

149 „Das Lied von Sigurdrifa“ (Grimm, S. 157). Um die Sprachmacht zu schätzen, sollte man sich die entsprechende Stelle z.B. bei „Die Erweckung der Walküre“ (Genzmer [b], S. 269) anschauen.

150 Heißt nicht Odin auch „Grimme“ (bei Bringsvaerd, S. 290) bzw. „Grimnir“, „der Maskierte“ (vgl. Stange, S. 404)?

151 Verne, S. 10

152 zitiert in Schuhler, S. 213